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Demokratische Beteiligung stärken durch digitale Tools
Digitale Tools bieten vielfältige Möglichkeiten, demokratische Beteiligung in Schule und Gesellschaft zu unterstützen, an politischen Entscheidungsprozessen zu partizipieren und schulische Gremienarbeit, Entwicklungsprozesse und Projekte zu organisieren. Damit Schüler*innen die Tools kompetent nutzen können, sollte ihre Anwendung in Schule und Unterricht erprobt und reflektiert werden.
Schüler*innen chatten, liken, snappen, posten Fotos oder Videos, versenden Kurz- und Sprachnachrichten – in vielen Bereichen ihrer Kommunikation und ihres Soziallebens greifen sie auf digitale Möglichkeiten der Kontaktaufnahme oder Selbstinszenierung zurück. Kinder und Jugendliche treten digitalen Medien häufig unbefangen gegenüber; die Nutzung technischer Geräte oder online verfügbarer Inhalte erfolgt in vielen Fällen intuitiv, allerdings nicht selten, ohne dass ihnen die demokratischen Chancen und Risiken der Tools ausreichend bewusst sind. Auch wenn es nicht Aufgabe von Schule sein sollte, die Lebenswelt der Schüler*innen im Unterricht zu doppeln, sollten kompetente Nutzung und eine distanzierende kritische Reflexion der digitalen Anwendungen daher durchaus im Unterricht eine Rolle spielen.
Darüber hinaus bieten digitale Tools jedoch auch die Chance, die virtuelle demokratische Beteiligung im Unterricht zu thematisieren. Sie können dabei helfen, Partizipation in Schule und Gesellschaft zu erproben und hierdurch die demokratische Teilhabe der Schüler*innen in der Gesellschaft zu stärken. Dies kann simulativ im Unterricht geschehen, wenn Schüler*innen beispielsweise die Ergebnisse ihrer Romaninterpretation im Internet publizieren oder einen Blog führen, in dem sie ihre Erfahrungen dokumentieren. Es können aber auch ganz reale Beteiligungsprozesse in Projekten, der Schulentwicklung, der Schülerselbstverwaltung oder des außerschulischen Engagements durch digitale Anwendungen unterstützt werden, wenn beispielsweise Abstimmungen, Petitionen oder Veranstaltungen mit Hilfe digitaler Medien organisiert werden.
Hierzu kann die demokratische Bildung auf eine ganze Bandbreite von digitalen Tools zurückgreifen, die den (innerschulischen) Partizipationsprozess unterstützen. Diese Tools reichen von simplen Anwendungen zum Festlegen von Terminen über Programme zur gemeinsamen Textarbeit („Padlet“) bis hin zu einem vollständig didaktisierten Konzept („aula“), welches das Potenzial zum Einbezug einer ganzen Schulgemeinschaft in den innerschulischen Entscheidungsprozess bietet.
In der vorliegenden Zusammenstellung sind einige exemplarische Tools zusammengetragen und kommentiert, um Lehrpersonen Anregungen und einen schnellen Überblick über deren Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Herausforderungen zu geben. Die in dieser Übersicht enthaltenen Tools ermöglichen eine Unterstützung des Partizipationsprozesses der Schüler*innen zu allen möglichen Zeitpunkten ihres Vorhabens und können auf die individuellen Bedarfe der planenden Schüler*innen oder Schulgemeinschaft angepasst werden. So können sie beispielsweise in der Planung („Framadate“), bei der Information über ein geplantes Vorgehen („OPIN“), für Umfragen („Xoyondo“), bei der Diskussion über Vorhaben („openPetition“), bei der Abstimmung („VotAR“) oder der Publikation von fertig erarbeiteten Projektideen („Actionbound“) beziehungsweise von bereits umgesetzten Projekten („Blog“) unterstützend fungieren.
Durch ihren Einsatz in Unterricht, Schule und außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften werden Schüler*innen zu Produzent* innen und Gestalter*innen digitaler Beteiligungsformate und darin bestärkt, sich auch langfristig demokratisch zu engagieren. Schulische Verwaltungsabläufe und demokratische Schulentwicklungsprozesse können erleichtert werden. Wichtig bei allen Tools ist allerdings die Reflexion über die unterschiedlichen digitalen Werzeuge, ihre Chancen, Grenzen und möglichen Risiken. Unbedingt sollten Fragen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit beachtet und thematisiert werden, um Schüler*innen zu einer kritischen Verwendung auch über den schulischen Kontext hinaus anzuregen.
Maike Koböck
Maike Koböck studiert Deutsch und Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Trier und arbeitet dort als wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt „Demokratische Schulentwicklung“.
Autor*in(nen):
Maike Koböck (2020)
Titel:
Demokratische Beteiligung stärken durch digitale Tools
Erschienen in Ausgabe:
04 / 2020 - Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft, S. 17-18.