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Demokratietage in der Großregion: Belgien

mateneen: Wie gestalten sich Demokratietage in der Großregion? Wir haben mit Vertreter*innen der Bildungsministerien und der Schulverwaltung gesprochen und sie nach der Bedeutung der Demokratietage, bildungspolitischen Vorgaben, Zielen, Gestaltungswünschen und Unterstützungsmaßnahmen gefragt.

 

Es gibt zurzeit in der Fédération Wallonie-Bruxelles keinen obligatorischen schulischen Demokratietag. Es gibt jedoch mehrere Projekte einzelner Schulen, die wir auch finanziell fördern, und jedes Jahr Projektausschreibungen der Schulverwaltung, um die sich Schulen bewerben können. Die Förderung demokratischer Schulen ist uns sehr wichtig und wir wollen dies auch in Zukunft verstärkt unterstützen. So arbeiten wir seit längerem an einer größeren Schulreform. Die Förderung von demokratischeren Schulen ist ein spezifisches Ziel innerhalb dieses politischen Leitfadens.

Eine erfolgreiche Umsetzung von demokratischen Schulstrukturen hängt oft noch zu sehr vom Willen und der Energie einzelner Personen ab und es gibt in der Praxis je nach Schule große Unterschiede. Deswegen sollen sämtliche bestehenden Maßnahmen wie die Schülervertretung oder der Klassensprecher verstärkt und kohärenter und zielgerechter genutzt werden. Alle Akteure der Schulgemeinschaft, wie Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern, Sozialpädagog*innen, sollen besser eingebunden werden. Dies benötigt jedoch viel Sensibilisierungsarbeit und Fortbildungen.

Eine der angedachten Initiativen ist deswegen die mögliche Einführung einer „Woche der Demokratie“, ähnlich wie in Frankreich. In dieser Woche wäre es möglich, eine ganze Reihe von Themen anzusprechen und zu behandeln, sowohl im Bereich der politischen Bildung als auch für die konkrete Förderung von demokratischeren Schulstrukturen innerhalb der Schulgemeinschaft.

Zusätzlich müssen wir als Schulverwaltung dafür sorgen, dass genügend qualitativ hochwertige Fortbildungen für das Personal angeboten werden. Dies betrifft sowohl die Schulungen während der Grundausbildung der Lehrer*innen als auch spätere Fortbildungen. Wir fördern auch die aktive Zusammenarbeit von Nicht-Regierungsorganisationen mit den Schulen, die oft neue Ideen und Perspektiven mitbringen und die Fortbildungen sehr bereichern können. Schließlich brauchen die Schulen ein kleines Budget, um diese zusätzlichen Aktivitäten durchführen zu können. Das müssen keine großen Summen sein, aber ein kleiner zusätzlicher finanzieller Anreiz ist wichtig. Entsprechende Gelder werden über Projektausschreibungen zur Verfügung gestellt.





Alain-Yves Lamberts

ist Chargé de Mission der Administration générale de l’Enseignement der Fédération Wallonie-Bruxelles.



Philippe Goisse

ist Chargé de Mission der Administration générale de l’Enseignement der Fédération Wallonie-Bruxelles.

Autor*in(nen):

Alain-Yves Lamberts / Philippe Goisse (2021)

Titel:

Demokratietage in der Großregion: Belgien

Erschienen in Ausgabe:

6 / 2021 - Tag der Demokratie, S. 10.

Stichwörter:
Zitiervorschlag:
Alain-Yves Lamberts / Philippe Goisse (2021) : Demokratietage in der Großregion: Belgien, in: mateneen 6 / 2021 - Tag der Demokratie , S. 10. Online unter: https://doi.org/10.25353/ubtr-made-3e59-b61e