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Demokratietage in der Großregion: Luxemburg

mateneen: Wie gestalten sich Demokratietage in der Großregion? Wir haben mit Vertreter*innen der Bildungsministerien und der Schulverwaltung gesprochen und sie nach der Bedeutung der Demokratietage, bildungspolitischen Vorgaben, Zielen, Gestaltungswünschen und Unterstützungsmaßnahmen gefragt.

 

In Luxemburg wird es ab dem Schuljahr 2021/22 einen Demokratietag geben. Laut Schulgesetz sollen die Sekundarschulen die jungen Menschen auch auf das Leben als Bürgerinnen und Bürger vorbereiten. Dazu gehört auch das Demokratieverständnis. Seit einigen Jahren wird eine entsprechende Schulentwicklung dezidiert gefördert. Dies soll partizipativ geschehen. Im Alltag fehlt oftmals die Zeit, um Schüler*innen, Lehrpersonen, Personal und Eltern zu befragen und mitgestalten zu lassen. Der Demokratietag könnte Gelegenheit zu Reflexion und Planung bieten.

Verbindlich an diesem Tag sind zunächst die Wahlen zum Schülercomité. Am Demokratietag geht es darum, für dieses zentrale Element der Schülerbeteiligung zu sensibilisieren, das auf diese Weise mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit in den Schulen und außerhalb der Schulen erhält. Wahlen vorzubereiten und durchzuführen ist ein arbeitsintensives Unterfangen; es ist nicht optimal, wenn die Wahlen in den einzelnen Schulen zu verschiedenen Zeitpunkten abgehalten werden. Wenn sich fortan alle Sekundarschulen zum gleichen Moment mit Wahlen beschäftigen, so kann schulübergreifend zusammengearbeitet werden und es können Best Practices zwischen den Schülercomités ausgetauscht werden. Das Schülercomité ist ein Schlüsselelement für eine institutionell verankerte Partizipation einerseits und gelebte Demokratie andererseits. Durch die Übernahme von Verantwortung können die Schüler demokratische Prozesse erleben. Nur dadurch, dass junge Menschen sich als selbstwirksam erleben und mit ihrer Meinung ernst genommen werden, wird Beteiligung verstanden und wertschätzen gelernt.

Ansonsten sind die Schulen frei, den Weg zu wählen, den sie als sinnvoll sehen. Man könnte sich Zukunftswerkstätten oder Ähnliches vorstellen, die Schulcharta könnte unter die Lupe genommen werden und ganz allgemein könnte ein Austausch zwischen Erwachsenen und Schüler*innen über ihre Schule auf Augenhöhe stattfinden. An diesem Tag könnten auch einfach demokratierelevante Themen im Vordergrund stehen, z. B. Menschenrechte, oder man könnte auch planen, Orte der Demokratie zu besuchen. Optimal wäre es, wenn alle Akteure auch bei der Festlegung der Themen beteiligt wären, dass also die Form auch dem Inhalt entspräche. Wichtig ist dem Ministerium, dass jede Schule den Fokus auf das legt, was sie für wichtig erachtet. Fachübergreifender Unterricht, Ausflüge, Einladungen außerschulischer Akteure … – das Ministerium unterstützt diese Initiativen.





Romain Nehs

ist Abteilungsleiter für den Sekundarschulbereich des Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse.

Autor*in(nen):

Romain Nehs (2021)

Titel:

Demokratietage in der Großregion: Luxemburg

Erschienen in Ausgabe:

6 / 2021 - Tag der Demokratie, S. 12.

Stichwörter:
Zitiervorschlag:
Romain Nehs (2021) : Demokratietage in der Großregion: Luxemburg, in: mateneen 6 / 2021 - Tag der Demokratie , S. 12. Online unter: https://doi.org/10.25353/ubtr-made-3e59-b61e