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Film ab! Digital und kreativ eigene Statements formulieren

Jugendliche zu unterstützen, sich auszudrücken, ist ein wichtiger Bereich der Demokratiebildung. Eine der Möglichkeiten dafür ist es, sie die Medien gestalten zu lassen, die sie am besten kennen. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie man kreative und themenbezogene Projektarbeit mit digitalen Medien – genauer: dem Smartphone – verbinden kann.

Junge Menschen machen tendenziell immer früher Erfahrungen mit digitalen Medien und Inhalten und spätestens mit Eintritt in die Pubertät haben sie ein eigenes Smartphone. Sie beherrschen das Medium Smartphone und es gehört zum Alltag. Warum sollte man es also nicht nutzen, damit Jugendliche sich mit Themen auseinandersetzen können, die ihnen wichtig sind, um Vorschläge zu präsentieren, wie Schule und Unterricht gestaltet werden können und/oder um Position zu beziehen.

Kreative Mediengestaltung mit Stop-Motion-Filmen

Eine von vielen Möglichkeiten ist der Stop-Motion-Film. Stop-Motion-Filme bestehen aus vielen Einzelfotos, die wie ein Daumenkino schnell hintereinander abgespielt werden. Es gibt mittlerweile verschiedene kostenlose Apps (z.B. „Stop Motion Studio“ für iOS und Android), die auf das Smartphone geladen werden und mit denen sich schnell, einfach und intuitiv fertige Filme erstellen lassen. So lassen sich digitale Mediennutzung und kreativkünstlerisches Handwerk kombinieren.

Selbstgebautes Stativ

Mit der Stop-Motion-Technik und ein paar erfinderischen Ideen lässt sich nahezu alles darstellen. Deswegen eignet sich als Filmsujet praktisch jedes Thema, das kreativ reflektiert und als Bewegtbild „belebt“ werden soll. Das kann eine Kurzgeschichte sein, ein Musikvideo, ein gefährliches Experiment, eine Anleitung oder Gebrauchsanweisung, filmisch aufgearbeitete gesellschaftspolitische Fragen oder die Vorstellung der Lerngruppe. Die Produktion eines Stop-Motion- Filmes regt zudem an, eine Vielzahl von Erfahrungen mit Medien zu thematisieren: Was mache ich alles mit dem Smartphone, was kann ich damit machen? Was für Apps kenne und nutze ich? Was sehe ich mir im Internet an? Welche Formate, Themen, Plattformen gibt es?

Bei dem Lego-Stativ zeigt die Handy-Kamera frontal auf das aufgebaute Set; die geklebte Smartphone-Halterung sorgt für den richtigen Winkel bei der Legetechnik.

Die Filmidee

Ein Film erzählt eine Geschichte, die in einem Drehbuch geplant wird. Hier wird detailliert (schriftlich oder in Bildern) festgehalten, was während der einzelnen Szenen passiert, welche Figuren vorkommen, wie das Setting aussieht und welche Requisiten gebraucht werden. Dann geht es an die Umsetzung: Alle notwendigen Materialien werden vorbereitet. Für einen einfachen Film reichen schon zwei Lego- Figuren und eine Tischplatte. Weitere Materialien können sein: Papier, Stifte, Farben, Kleber und Scheren, Knete, Zeitschriften, Naturmaterialien, verschiedene Figuren.

Für ein gutes Setting braucht man Platz, Licht und ein paar kreative Ideen zur Umsetzung. Durch die Smartphone-Kamera wird überprüft, ob alles passt.
Der Dreh beginnt

Nun wird das Setting aufgebaut. Dazu braucht man einen Ort, wo das Setting ungestört auch mehrere Stunden stehen bleiben kann und keine Bewegung im Hintergrund stattfindet. Es sollte kein direktes Sonnenlicht oder Schatten darauf fallen, denn dieser verschiebt sich mit der Zeit. Ständige Lichtwechsel führen zu einem Flackern – das sieht man später im Film.

Ein Stop-Motion-Film lebt davon, dass viele Fotos schnell hintereinander abgespielt werden. Wenn sich im Film eine Figur bewegen soll, schiebt man sie immer ein Stückchen weiter und macht in jeder neuen Position ein Foto. Das Smartphone bleibt dabei fest an einer Stelle, bis die Szene fertig ist und die Perspektive verändert werden soll. Man sollte versuchen, jede Szene in einem Rutsch zu drehen. Dasselbe Bild an einem anderen Tag noch einmal genau so nachzustellen, ist meist unmöglich.

Der Rahmen

Die fertigen Filme können mit Titel und Abspann versehen und mit Tönen oder Musik unterlegt werden. Sie liegen am Ende des Workshops in digitaler Form vor und können, je nach Anlass, gemeinsam angesehen, diskutiert, verschickt, in den sozialen Medien geteilt oder auf der Schulhomepage präsentiert werden. Auf der Videoplattform Youtube finden sich zahlreiche Beispiele für (schulische) Stop-Motion-Projekte.

Das Lehrpersonal sollte keine Angst haben, die Schüler*innen in ihrem eigenen Tempo und mit ihren eigenen Ideen arbeiten zu lassen. Kreative Arbeiten entstehen am besten in einem prozessorientierten Umfeld. In der Regel kommen alle Teilnehmer*innen zu einem überzeugenden – und manchmal überraschenden – Ergebnis.

Tipps für eine gute Vorbereitung

Für jeden geplanten Film müssen ein Smartphone und auch ein Stativ (das lässt sich auch aus Lego selbst bauen) vorhanden sein. Eine Halterung für das Smartphone ist notwendig, damit es während der Erstellung der Einzelfotos ruhig in derselben Position bleibt. Als Lehrperson sollte man die App, die genutzt wird, kennen und als Vorbereitung selbst schon einen kleinen Film damit gedreht haben. Je nach Alter der Teilnehmer* innen kann es vorkommen, dass Kinder die (alten) Smartphones ihrer Eltern (mit)nutzen. Manche brauchen ein Passwort, um Apps downloaden zu können, außerdem muss überprüft werden, ob die Software die App abspielen kann. Wichtig ist auch, dass auf dem Smartphone genug Speicherplatz und Akkulaufzeit vorhanden ist. Ein Stop-Motion- Film hat etwa 10-15 Bilder pro Sekunde und ist während des Drehs permanent in Betrieb. Um die Filme danach gesammelt zu speichern, empfiehlt es sich, ein passendes Speichermedium und Übertragungskabel bereit zu haben.


Checkliste
Stop-Motion-Workshop

Ziel

Mit kreativen und ästhetischen Mitteln das Medium Smartphone nutzen, um damit Statements, Forderungen und Vorschläge der Jugendlichen darzustellen

Zielgruppe

Schulklassen, Arbeitsgruppen, ab etwa 10 Jahren

Dauer

Mindestens vier Stunden bis mehrere Tage, je nach Größe des Projekts

Vorgehen
  • Technische Gegebenheiten klären: Für jeden Film braucht man Smartphone und Stativ, außerdem die entsprechende App
  • Filmthema finden. Praktisch jedes jugendrelevante Thema eignet sich, um es auf kreative Weise zu bearbeiten
  • Drehbuch erstellen: bildlich oder schriftlich in einzelnen Schritten festhalten, was im Film zu sehen sein wird
  • Materialien besorgen: Knete, Legofiguren, Farben, Darsteller … bevor gefilmt wird, sollte alles bereitstehen
  • Filmidee umsetzen
  • Fertiggestellte Filme gemeinsam anschauen, diskutieren, publizieren …
Tipp

Die Schüler*innen sollen selbstständig und eigenverantwortlich eine Filmidee entwickeln und umsetzen. Der Fokus des Projektes liegt vor allem auf dem Arbeitsprozess. Vertrauen Sie darauf, dass die Schüler*innen das Ziel „Fertiger Film“ auf ihre Art erreichen werden.





Natascha Gaiser

Natascha Gaiser schreibt ihre Masterarbeit an der PH Karlsruhe im Studiengang Kulturvermittlung. Sie untersucht, wie sich analoge Kreativprozesse in die digitale Lebenswelt von Jugendlichen integrieren lassen.

Autor*in(nen):

Natascha Gaiser (2020)

Titel:

Film ab! Digital und kreativ eigene Statements formulieren

Erschienen in Ausgabe:

04 / 2020 - Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft, S. 19-23.

Stichwörter:
Arbeitsmaterialien
  • Ablaufplan Lehrperson
  • Informationsschreiben : Projekt: Film ab! Selbst einen kurzen Trickfilm drehen
  • How to… Make a stop-motion-video
  • Filmbeispiel
Zitiervorschlag:
Natascha Gaiser (2020) : Film ab! Digital und kreativ eigene Statements formulieren, in: mateneen 04 / 2020 - Demokratiebildung in der digitalisierten Gesellschaft , S. 19-23. Online unter: https://doi.org/10.25353/ubtr-made-6f6e-ce9d