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Anleitung zur partizipativen Planung eines Demokratietags
Damit Demokratietage ihre demokratiepädagogische Wirkung entfalten können, bedarf es einer langfristigen Vorbereitung und Sensibilisierung. Hieran sollten möglichst alle Schulangehörigen beteiligt werden.
So können Schulpersonal und Lernende bereits in die Themenwahl eingebunden werden. Mit Hilfe einer Vorschlagsbox oder einer Umfrage unter den Schulbeteiligten lassen sich zentrale Anliegen und Themenvorschläge sammeln oder auch Einstellungen und Problemwahrnehmungen zur demokratischen Schulkultur erheben (Praxismaterial: Umfrage). Auch der Klassenrat und die Versammlung der Schülervertreter*innen bieten sich an, um Ideen der Lernenden zu kanalisieren und Vorschläge zu sammeln. Eine solche Befragung ermöglicht es nicht nur allen Interessierten, ihre Ideen für die Planung des Demokratietags einzubringen und den Status quo des demokratischen Schullebens festzuhalten, sondern macht bereits frühzeitig auf die Bedeutung und den Termin des Demokratietags aufmerksam.
Nach Auswertung der Rückmeldungen können Thema und Tagesablauf des Demokratietags geplant und vom Leitungsgremium verabschiedet werden. Für die eigentliche Planung sollte hierzu ein Organisationsteam berufen werden, an dem Lehrpersonen, Schüler*innen und Mitglieder der Direktion und Schulverwaltung gleichberechtigt partizipieren. Darüber hinaus gilt es, Schulpersonal, Lernende und Eltern kontinuierlich über die Planungen zu informieren und alle zur Mitwirkung einzuladen (Praxismaterial: Einladung zum Mitmachen). Dies kann, je nach Programm, durch den Vorschlag eines themenspezifischen Ateliers, einer Darbietung oder eines Informationsstands geschehen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur Schulpersonal, sondern auch Schüler*innen – ggf. im Tandem mit Lehrpersonen – oder Eltern eigene Angebote machen, um die gemeinsame Verantwortung für die Gestaltung des Demokratietags zu verdeutlichen. Auch externe Kooperationspartner*innen oder Politiker*innen sollten ggf. rechtzeitig eingeladen werden. Sind ein „Markt der Möglichkeiten“ oder eine offene Bühne vorgesehen, können Schülergruppen, Arbeitsgemeinschaften oder Bands Gelegenheit erhalten, künstlerische Beiträge oder Informationsstände über ihre Arbeit zu präsentieren, um die Vielfalt der demokratischen Schulkultur an diesem wichtigen Tag sichtbar zu machen. Die unterschiedlichen Angebote können sodann vom Organisationsteam ausgewählt und im Programm eingeplant werden. Inhaltliche Workshops, Exkursionen und Aktionen werden den teilnehmenden Schüler*innen zur Wahl gestellt und von gemeinsamen zentralen Veranstaltungen und Festelementen flankiert (vgl. Abb.).
Wahltag
Insbesondere wenn Wahlen für die Schulgremien vorgesehen sind, setzt dies eine rechtzeitige Informationskampagne voraus. Kandidat*innen, die zur Wahl stehen, haben auf diese Weise die Möglichkeit, sich vorzustellen und für ihre Positionen zu werben. Zugleich kann über die zu wählenden Gremien, deren Aufgaben und Funktionen im Rahmen der schulischen Beteiligungsstrukturen informiert werden. Hierzu sollten nach Möglichkeit bereits zwei bis drei Wochen vor dem eigentlichen Demokratietag entsprechende Aushänge oder Stände eingerichtet oder Veranstaltungen angeboten werden.1
Steht das Programm, sollte spätestens eine Woche vor dem Demokratietag die Schulgemeinschaft über den Ablauf informiert werden, damit Lernende sich für die Workshops ihrer Wahl eintragen können und die Veranstaltungsorganisation vorentlastet wird.
Nachbereitung
Im Nachgang des Demokratietags können mit einer erneuten Befragung oder Ideenwand Rückmeldungen zur Veranstaltung von den Beteiligten eingeholt werden, um den Demokratietag zu evaluieren und Verbesserungsvorschläge zu generieren (Praxismaterial: Evaluation). Häufig entstehen am Demokratietag Initiativen, die das Thema weiterverfolgen möchten. Die entsprechenden Gruppen benötigen Unterstützung, um ihre Anliegen im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften oder Projektstunden fortzuführen. Insbesondere, wenn der Tag der demokratischen Schulentwicklung der eigenen Schule gewidmet war, müssen die konzipierten Vorhaben und Ideen aufgegriffen, ausgearbeitet und ggf. in den schulischen Beteiligungsgremien diskutiert werden. Spätestens nach sechs Monaten sollte der Schulgemeinschaft erläutert werden, welche Ideen des Demokratietags umgesetzt, verändert oder verworfen wurden. Organisation, Inhalt und Ergebnis des Demokratietags können sowohl in den Klassenräten als auch in den anderen schulischen Beteiligungsgremien diskutiert und evaluiert werden.
CHECKLISTE
Demokratietage organisieren
Ziel
Partizipative Vorbereitung und Durchführung schulischer Demokratietage.
Zielgruppe
Gesamte Schulgemeinschaft, ggf. Gäste aus der Gemeinde, Eltern.
Dauer
Ein bis fünf Tage
Vorgehen
- Bildung eines Organisationsteams aus Lernenden und Schulpersonal
- Umfrage zu Anliegen und Themenvorschlägen (ca. 8 Wochen vor dem Demokratietag)
- Information über ausgewähltes Thema und Einladung zum Mitmachen (ca. 6 Wochen vor der Veranstaltung)
- Veröffentlichung des Programms und Einrichten von Informationsständen zu den schulischen Demokratietagen und Kandidat*innen, Sensibilisierung für anstehende Wahlen (ab 3 Wochen vor Veranstaltung)
- Verbindliche Anmeldung zu Ateliers (ca. 1 – 2 Wochen vor der Veranstaltung), Durchführung mit anschließender Auswertung sowie ggf.
- Umsetzung von Initiativen
Tipp
Nutzen Sie Klassenräte und Gremien der Schülervertretung, um in der Vor- und Nachbereitung über Anliegen und Umsetzung des Demokratietags zu sprechen und Ideen der Lernenden zu sammeln.
1 Zur Organisation der Wahlen vgl. Vanessa Reinsch (2020): Schülercomité-Wahlen leicht gemacht. In: mateneen 5/2020, S. 23 – 27.
Prof. Dr. Matthias Busch
ist Professor für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. Er lehrt und forscht u. a. zur Demokratiepädagogik, Europabildung und Geschichte der politischen Bildung.
Autor*in(nen):
Prof. Dr. Matthias Busch (2021)
Titel:
Anleitung zur partizipativen Planung eines Demokratietags
Erschienen in Ausgabe:
6 / 2021 - Tag der Demokratie, S. 18-21.